Lizenzvergabe wirft Handy-TV zurück
"Die Position der Mobilfunkbetreiber ist nicht aussichtslos, wie in den Medien teilweise dargestellt wird. Sie müssen mit ins Boot geholt werden und können dann über Vermarktungsmaßnahmen ihren Profit ziehen. Ich fürchte, dass sich die Mobilfunkbetreiber ansonsten juristisch wehren werden und sich die Einführung entsprechend verzögern wird", so Dr. Bettina Horster weiter. Dementsprechend sind auch nur fünf Prozent der befragten Experten der Meinung, dass die Vergabe der Lizenz "ein schwerer Schlag für die Mobilfunkbetreiber ist." Es ist infolgedessen nicht damit zu rechnen, dass etwa T-Mobile, Vodafone und O2, die sich ebenfalls in einem Konsortium um die Sendelizenz beworben haben, dramatische Umsatzeinbußen zu befürchten haben.
In einer weiteren Umfrage** wollte eco wissen, wie viele Bundesbürger im Jahr 2012 regelmäßig auf dem Handy fernsehen werden. Eine große Mehrheit sieht die flächendeckende Verbreitung bis zu diesem Zeitpunkt noch skeptisch: 43 Prozent schätzt, dass die Zahl der Nutzer unter fünf Millionen liegt, weitere 24 Prozent gehen von zehn bis maximal 15 Millionen Menschen in Deutschland aus. Koreanische oder japanische Verhältnisse sind demnach hierzulande vorerst nicht zu erwarten. Im "Land der aufgehenden Sonne" ist Handy-TV bereits jetzt für über vierzig Millionen Verbraucher ebenso alltäglich wie der Reiskonsum. Im Zusammenhang mit dem "Fernsehen zu jeder Zeit und an jedem Ort" stellt sich natürlich auch die Frage, welche Inhalte Konsumenten zur regelmäßigen Nutzung verleiten. "Diesbezüglich zeichnet sich ein wenig überraschender Trend ab. 21 Prozent der Befragten sehen die Sportberichterstattung an erster Stelle, 14 Prozent erotische Inhalte", berichtet Dr. Bettina Horster.
Auf den Plätzen folgen Kurznachrichten (13 Prozent) und Informationsdienste zu Themen wie Wetter und Verkehr (11 Prozent). Eher geringe Chancen werden den extra auf das Handyformat zugeschnittenen "Daily Soaps" eingeräumt. Lediglich neun Prozent der Branchenkenner glauben, dass solche Sendungen am ehesten zur Akzeptanz von Handy-TV führen. "Die Content-Anbieter müssen allerdings auch bedenken, dass es sich um eine ganz eigene Gattung handelt. Es wird nicht funktionieren, die Inhalte aus dem stationären Fernsehen 1:1 auf das Handy zu bringen. Für dieses Format müssen neue Konzepte entwickelt und produziert werden", so Dr. Bettina Horster weiter. "Trotz der Tatsache, dass Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern beim mobilen Fernsehen noch hinterherhinkt, bin ich optimistisch, dass sich das Format auch bei uns durchsetzen wird. Dafür müssen allerdings noch einige Voraussetzungen erfüllt werden: eine ausreichende Anzahl Endgeräte auf dem Markt, ein interessantes Programmbouquet und die flächendeckende Verbreitung - bisher sind diese noch nicht gewährleistet."