Übernimmt Mobile-Gaming die Welt? Einblicke von Experten Thomas Kellner

Mobile-Gaming

Ein Smartphone ohne Spiele ist heutzutage das Gleiche wie ein Fernseher ohne Fernbedienung. Es ist zwar technisch funktionsfähig, aber es fehlt leider ein wesentlicher Teil des Erlebnisses. Ich gebe zu, ich werde mit dieser Analogie keinen Literaturpreis gewinnen, aber sie ist dennoch ein guter Ausgangspunkt für eine tiefere Diskussion zum Thema Videospiele. Denn noch vor 15 Jahren war die Idee, dass Milliarden von Menschen Videospiele bequem auf dem eigenen Smartphone und damit unabhängig von Ort und Zeit spielen können, unvorstellbar. Heutzutage ist das der Alltag. Der Mobile-Gaming-Markt ist ein milliardenschweres Geschäft und stellt den größten Teil der mit dem Gaming verdienten Gelder dar. 

Deshalb werde ich in diesem Artikel einen genaueren Blick auf die unterschiedlichen Facetten des Mobile-Gamings werfen und damit auch die Frage beantworten, ob das Mobile-Gaming langfristig sogar die traditionellen Formen, wie PC und Konsole, verdrängen kann. Es ist nämlich zu einfach, alle mobilen Spiele in einen Topf zu werfen. Wie lassen sich beispielsweise eine kurze Runde Candy Crush in der U-Bahn mit einer anspruchsvollen Partie Teamfight Tactics in der Freizeit vergleichen? Nichtsdestotrotz gilt: die umfassenden Auswirkungen des Mobile-Gamings lassen sich allein schon aufgrund der Nutzerzahlen und des generierten Umsatzes nicht mehr leugnen.

Der Spieler hat immer recht, oder doch nicht?

Kaum ein Spruch ist im Dienstleistungs- und Gastgewerbe so abgedroschen wie dieser. Und besonders im Kontext des Mobile-Gamings ist es irreführend. Denn während die einzelnen Spieler meiner Meinung nach nicht immer recht haben, lügen die über sie gesammelten Daten nie. Alles kann genutzt werden. Jeder Klick, jede im Spiel verbrachte Minute und auch jeder getätigte Kauf sind essenzielle Datenpunkte für die Industrie. Deshalb sind Spieleentwickler heutzutage vor allem auf durchdachte Analysetools angewiesen, um das Nutzerverhalten zu verstehen und die eigenen Angebote dementsprechend anzupassen. 

Die Nutzererfahrung (User Experience oder UX) ist im Mobile-Sektor die wichtigste Währung, die über den Erfolg oder Misserfolg von Spielen oder Apps entscheidet. Denn während die Ausstiegshürde bei einem 60-Euro-Konsolenspiel automatisch hoch ist, ist diese bei einem Free-to-Play Mobile-Game quasi null. Hier reicht meist nur ein kleiner frustrierender Moment, eine Wartezeit, die zu lange anhält, oder ein aggressives Werbebanner, und schon sind die Spieler und damit verbunden auch die potenziellen Umsätze abgesprungen. 

Spieleentwickler sind sich dessen bewusst und führen aus diesem Grund ständig A/B-Tests durch. So werden die Farben eines Buttons, die Formulierung eines Angebots, sowie die Schwierigkeit eines Levels kontinuierlich getestet, um die UX anzupassen. Aufgrund dessen sind auch Beta-Phasen und Soft-Launches in kleineren Märkten Standard, weil hiermit das Spieldesign und die Monetarisierung optimiert werden können. Und auch die Kritik der Spieler auf Social Media oder in den jeweiligen App-Stores wird penibel ausgewertet, um das Spielerlebnis noch besser zu machen. Feedback ist Gold wert und damit ist es deutlich mehr als nur eine nette Geste der Spieler gegenüber den Entwicklern, sondern vielmehr ein wesentlicher Bestandteil des Entwicklungszyklus. 

Die verschiedenen Gesichter des Mobile Gamings

Eingangs hatte ich erwähnt, dass sich die vielfältigen Spieloptionen nur schwierig miteinander vergleichen lassen. Deshalb möchte ich an dieser Stelle eine differenzierte Betrachtung der Schlüsselsektoren des Mobile-Gamings machen:

Hyper-Casual und Casual Games

Wenn es darum geht, dass Mobile-Gaming die Welt im Sturm erobert hat, dann sind diese Arten von Spielen der Grund dafür. Mit Spielen wie Subway Surfers, Helix Jump und den unzähligen Puzzle-Spielen wurde eine Kategorie geschaffen, die viele Menschen als die Handyspiele beschreiben. Das Erfolgsgeheimnis? Die extrem vereinfachte Zugänglichkeit:

  • Einfachste Steuerung: Meist reicht nur ein Tipp oder Wischen.
  • Kurze Spielsitzungen: Perfekt für das kurze Spiel zwischendurch.
  • Sofortiger Spaß: Keine langen Tutorials oder komplexen Einstiege.

Der volle Fokus liegt auf einer puren und unverfälschten Befriedigung. Die Herausforderungen hierbei sind allerdings, dass der Spielfluss perfekt und die Werbung so platziert sein muss, dass sie die Spieler nicht vergrault. Zudem ist wichtig, dass die Lernkurve zwar motiviert, aber nicht frustriert. 

Die Innovation dieser Spiele ist weniger das Gameplay und vielmehr die psychologische Optimierung und virale Vermarktung per Social Media. Die Belohnung hierfür ist allerdings auch, dass diese Art von Spielen Menschen erreicht, die sich zuvor nie als “Gamer” identifiziert haben. Und genau das ist der Grund, wieso sie das Fundament des mobilen Markts bilden.

Mid-Core und Hardcore Games

Bei diesen Spielen verschwimmen die Grenzen zwischen PC, Konsole und Smartphone. Durch Spiele wie PUBG Mobile, Call of Duty: Mobile oder League of Legends: Wild Rift gibt es zunehmend komplexe Spielerlebnisse, die für Hunderte von Stunden auf dem eigenen Smartphone wie dem Asus ROG 8 Phone gespielt werden können. Dementsprechend ist das Nutzererlebnis hier eine vollkommen andere Herausforderung:

  • Performance: Eine flüssige Bildrate und eine ansprechende Grafik, die die Hardware des Geräts voll ausreizen, sind für viele Spieler Standard. Ein Ruckeln ist inakzeptabel.
  • Steuerung: Eine komplexe PC- oder Konsolensteuerung auf einem Smartphone umzusetzen, ist die Königsdisziplin. Wichtig hierbei ist, den virtuellen Bildschirm trotz der vielfältigen Bedienflächen nicht zu überladen. 
  • Soziale Features: Heutige Spieler erwarten die Möglichkeit, Gilden beizutreten, Freundeslisten aufzubauen und per Voice-Chat mit anderen Spielern zu reden. Spiele sind nämlich vielmehr soziale Plattformen, die zur Community-Bildung beitragen. 
  • Live-Service: Im Vergleich zu Spielen, die einmal gekauft und anschließend durchgespielt werden, leben diese Titel von ständigen Updates, neuen Inhalten und saisonalen Events. Deshalb müssen die Entwickler die Spieler jahrelang durch neue Features und besondere Aktionen bei Laune halten.

Dieser Sektor ist meiner Erfahrung nach der Bereich, der die Branche des Mobile-Gaming am stärksten verändert hat. Denn im Vergleich zu dem, was viele zu Beginn dachten, sind diese Arten von Spielen mehr als nur eine beiläufige Zeitverschwendung. Sie sind eine vollwertige Spielerfahrung auf Konsolenniveau, und das auch von unterwegs.

Mobile Casinospiele: Glücksspiel im Taschenformat

Ein weiterer besonders dynamischer Teilbereich des mobilen Gamings sind mobile Casinospiele, die das traditionelle Glücksspiel mit der Flexibilität und Zugänglichkeit moderner Technologie verbinden. Das Smartphone ist mittlerweile eine Spielbank im Hosentaschenformat, die virtuelle Spielautomaten, Roulette-Tische und Live-Blackjack einfach zugänglich macht. Zudem sorgen die einfache Bedienung sowie der potenzielle Gewinn dafür, dass Online-Casinos und deren Spiele stark an Beliebtheit gewonnen haben. 

Dennoch sind die Einhaltung strenger Regulierungen sowie das Vertrauen und die Sicherheit der Spieler entscheidend. Hierfür werden moderne Verschlüsselungstechnologien und zertifizierte Spielmechanik eingesetzt, die dank Push-Benachrichtigungen, Gamification-Elementen sowie mobilen Exklusivboni gekommen sind, um zu bleiben und noch mehr Spieler weltweit zu erreichen.

Die Revolution des Cloud-Gamings

Cloud-Gaming gehört sicherlich zu einer der spannendsten Entwicklungen und ist mit Diensten wie Xbox Cloud Gaming (xCloud) und NVIDIA GeForce NOW stark im Kommen. Der Clou ist, dass das Smartphone zum reinen Anzeigegerät wird und die für die Spiele aufwendige Rechenleistung gar nicht mehr selbst erbringen muss. Das Spiel läuft stattdessen auf leistungsstarken Servern im Rechenzentrum und wird wie ein Stream auf dem Gerät wiedergegeben. Hierdurch werden grafisch besonders anspruchsvolle AAA-Titel wie Cyberpunk 2077 und Starfield auf einem Smartphone verfügbar gemacht. 

Hierdurch verändern sich wiederum die Herausforderungen für die User-Experience:

  • Latenz: Es darf nur eine minimale Verzögerung zwischen Eingabe auf dem Handy und der Reaktion im Spiel vorhanden sein. Durch eine schlechte Internetverbindung wird das Spielerlebnis unbrauchbar. 
  • Datenverbrauch: Game-Streaming verbraucht eine riesige Menge an Daten, was für alle Nutzer, die nur auf eine begrenzte Menge an Daten zugreifen können, eine Hürde sein könnte.
  • Peripherie: Viele Spiele sind zwar per virtueller Buttons spielbar, allerdings ist das Spielerlebnis mit einem Controller meist deutlich besser. 

Cloud-Gaming ist ein eindrucksvoller Beweis, dass selbst die Plattform, auf der die Spiele gespielt werden, an Bedeutung verliert. Damit erübrigt sich die Frage nach Konsole, PC oder Handy und macht Platz für die Frage, wo und wie gespielt werden soll.

Die Grenzen des Mobilen: Eine Übernahme mit Bedingungen

Obwohl das Mobile Gaming sich im Laufe der Jahre eine erdrückende Dominanz aufgebaut hat, ist es voreilig zu behaupten, dass PC- oder Konsolen-Gaming keine Zukunft mehr haben. Vielmehr können wir eine massive Erweiterung des Gaming-Markts beobachten. Es gibt allerdings auch nach wie vor Märkte, in denen traditionelle Plattformen stark vorn liegen:

  • Immersion: Es ist schwierig, das mobile Erlebnis von einem Smartphone-Spiel mit den Eindrücken zu vergleichen, die Gamer an einem 65-Zoll-OLED-Fernseher erleben, wenn sie das neueste Spiel auf ihrer Konsole spielen. Bei Letzterem steht die bewusste Entscheidung, sich Zeit fürs Spiel zu nehmen und dieses zu genießen, deutlich im Vordergrund. 
  • Präzise Steuerung: In einigen Genres, wie Echtzeitstrategie, komplexen Simulationen oder selbst Shootern, eignet sich die Kombination aus Maus und Tastatur deutlich besser, um möglichst schnelle Eingaben vornehmen zu können.
  • Kreativität und Modding: PCs sind von Natur aus offen, was eine blühende Community an Moddern ermöglicht. Diese halten die Spieler meist deutlich länger am Leben, als es die Entwickler selbst tun, und sorgen immer wieder für Anreize für die anderen Spieler.

Keine Übernahme, sondern eine Symbiose

“Übernimmt Mobile Gaming die Welt?” ist also die falsche Frage, die es zu stellen gilt. Vielmehr hat es die Gaming-Welt für immer verändert. Mittlerweile ist Gaming nichts mehr nur für Nerds im Keller, sondern ein alltäglicher Zeitvertreib für Menschen in allen Gesellschaftsschichten. 

Deshalb spreche ich gerne anstatt von einer Übernahme von einer Symbiose, die die Grenzen zwischen den Bereichen verschwimmen lässt. Erfolgreiche Mobile-Spiele bekommen PC-Versionen und Spiele, die zuvor nur auf Konsolen denkbar waren, gibt es mittlerweile auch für das Smartphone. Cloud-Gaming macht die Hardware zudem zweitrangig. Moderne Spieler sind nicht mehr an ihre Plattform gebunden und können auf dem Weg zur Arbeit Call of Duty: Mobile spielen, während sie am Wochenende mit ihren Freunden epische Rollenspiele spielen. 

Nichtsdestotrotz bleibt die treibende Kraft hinter all dem die User-Experience. Denn letztlich gewinnen die Entwickler, die die Bedürfnisse, Gewohnheiten und Erwartungen der Spieler am besten bedienen können. Und das gilt vollkommen unabhängig, wie groß der Bildschirm ist oder welchem Genre das Spiel entspringt, das gespielt wird. Mobile Gaming hat die Plattformen nicht getötet, aber sie nachhaltig gezwungen besser zu werden, was für Spieler nur vorteilhaft ist.

Thomas Kellner - Casino Expert

Thomas Kellner ist ein führender deutscher Online-Casino-Experte mit über 20 Jahren Erfahrung in der Branche des Onlineglücksspiels. Als erfahrener Redakteur für das Bewertungsportal casinotopsonline.com spezialisiert er sich auf die Entwicklungen innerhalb der iGaming-Branche. Zudem ist Kellner ein gefragter Redner auf Branchenkonferenzen und setzt sich für mehr Transparenz und höhere Sicherheitsstandards in der Welt des Online-Glücksspiels ein.